Die Dipl.-Soz.-Pädagogin aus Köln ist seit einigen Jahren Rentnerin und im besten Spenderalter. Sie findet, Spenden dürfen nicht selbstverständlich sein. Nur wenn es den idealen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen gibt, bringt es Spaß für beide Seiten. Almut hat ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Organisationen gemacht. Gute und ärgerliche, wie sie GOLDWIND im Spenderinterview berichtet …
Almut, für welche Organisationen spenden Sie und warum?
Regelmäßig spende ich für zwei Organisationen. Zum einen für die DLRG, bei der ich früher selbst Mitglied war und da in meiner Jugend die schönsten Jahre erlebt habe. Später waren meine Kinder auch alle im Verein. Die haben so viel geboten, da denke ich, dann haben sie auch verdient, dass man ihnen durch Spenden die Möglichkeit gibt, das weiterzuführen. Die haben mir auch gleich geschrieben, wofür sie das Geld möchten und es gebrauchen.
Und Organisation Nr. 2?
Auf die Stiftung Denkmalschutz bin ich bei einer Veranstaltung gestoßen, zu der ich jedes Jahr gehe. Da lagen Flyer aus, die habe ich ausgefüllt. Man konnte was gewinnen. Dann habe ich mir gesagt, dass ich auch eine Spende tätige. Das sollte nur einmalig sein. Doch direkt danach bekam ich dieses schöne Mitgliederheft zugeschickt. Das ist fast so schön wie ein Fachjournal! Und es gibt mir Aufschluss darüber, wo das gespendete Geld geblieben ist. Ich kann dann überlegen, ob ich dabei bleiben will. Aber eigentlich war das für mich keine Überlegung mehr. Seitdem spende ich 2-3 mal im Jahr, je nachdem wie ich gestellt bin und bekomme das Heft zugeschickt. Das wird dann immer durch mehrere Hände gereicht. Ich habe einige Bekannte, die sich auch auf jede neue Ausgabe freuen. Mich freut es besonders zu sehen, wenn Orte meiner Kindheit geschützt und erhalten werden. Ich denke einfach, mir haben die damals gut getan, da kann es heute ebenso der nächsten und übernächsten Generation genauso gut tun. Das gebe ich gerne zurück.
Haben Sie zuvor noch andere Organisationen unterstützt?
Ja, früher. Von einer Organisation habe ich irgendwann unaufgefordert schön gestaltete Postkarten zugeschickt bekommen, so Ansichts- und Glückwunschkarten. Schon bevor ich gespendet habe. Und das ist ja die Krux, wenn Sie etwas zugeschickt bekommen, was Sie nicht bestellt haben und Sie finden es in dem Moment schön. Und da stecken ja auch bemitleidenswerte Menschen hinter. Ja, da denkst du, dir geht’s besser, also spendest du. Und postwendend bekam ich wieder ein neues Päckchen mit unterschiedlichen Karten zugeschickt. Irgendwann wurde es aber einfach zu viel. Ich konnte die nicht mehr verarbeiten. Das hat mich dann schon richtig geärgert, denn die Masse an Produktion, die hörte nicht auf. Da fühlte ich mich überrumpelt. Als ich in Rente ging wurde mir das zu hart. Da habe ich die Grenze gezogen. Ich habe denen geschrieben, dass ich nicht mehr über so viel Geld verfüge und darum bitte, die Sendungen an mich einzustellen. Das Geld wird überall gebraucht. Aber als Rentner hast du einfach nicht mehr so viel Geld, dass du das so locker wegspenden kannst. Mir liegen die beiden anderen Sachen mehr am Herzen.
Sie sind in der Kirchengemeinde ehrenamtlich engagiert. Spenden Sie da noch zusätzlich?
Na, die Kirche hält ja überall die Hand auf. Und es ist so selbstverständlich. Z.B. bei den Kollekten beim Kirchgang. Jeder gibt. Ich gebe zusätzlich etwas bei jeder Veranstaltung, zu der ich gehe. Aber mein Gefühl ist, die Kirche gibt nicht viel an mich zurück. Man erfährt außerdem selten, wohin das Geld genau geht und oft habe ich erlebt, dass man hinter den Spendenquittungen herlaufen muss. Die sind, solange man arbeitet, sehr wichtig. Und wenn die Kirche das nicht in den Griff kriegt, dann können die irgendwann solche Gelder nicht mehr erwarten. Ich sehe, wie es bei mir gelaufen ist. Ich kriege das bei anderen mit. Wie sauer die sind, dass die hinter den Quittungen her telefonieren müssen. Das läuft bei den anderen Organisationen automatisch. Muss es denn sein, dass ein Spender sich ärgert? Spenden müssen ankommen, und man muss dafür direkt seine Quittung bekommen. Ich persönlich spende, solange ich Lust habe. Und wenn ich mich ärgere, dann höre ich auf.
Liebe Almut, ein schönes Schlusswort. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich über Ihre Herzensorganisationen nicht ärgern müssen, sondern Sie noch lange mit Freude unterstützen. Vielen Dank für das Gespräch!
Vier Spendenerfahrungen, die für Almut mit ganz unterschiedlichen Empfindungen verbunden sind. Neben dem persönlichen Bezug ist für die Bindung an die Organisation ebenso wichtig, dass sie das Gefühl bekommt, dass der andere etwas für sie bereithält. Das Geben und Nehmen muss dabei ausgewogen sein. Eine Schieflage schafft Unzufriedenheit – egal, ob man zu viel oder zu wenig bekommt.
GOLDWIND wünscht Ihnen viel Erfolg beim Austarieren.
* Das Interview stammt aus dem Jahr 2013. Almut gehört streng genommen gerade noch zur Generation der Wiederaufbauer. In ihren Antworten zeigt sie aber die für Babyboomer typischen Erwartungen an Organisationen. Generationen lassen sich nicht streng nach Geburtsjahr einteilen. An den Rändern können die Personen eher in die eine oder andere Richtung geprägt sein.
In der Reihe GOLDWIND fragt - Spender antworten kommen Spender zu Wort, um ihre persönliche Sicht der Dinge zu schildern. Die Auswahl der Interviewpartner erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität. Namen von Organisationen werden zum Teil neutralisiert, da keine Spenderaussagen zu einzelnen Organisationen dargestellt werden sollen. Vielmehr ist das Augenmerk auf das Spenderempfinden gerichtet.