Wenn es um Spendenmotivation geht, fällt schnell das Stichwort „Altruismus“. Während der Egoist nur auf sein Wohl bedacht ist, sorgt sich der Altruist um das Gemeinwohl und setzt sich für andere ein. Spender sind demnach Altruisten.
Aber ist das tatsächlich so? Wie hoch ist der Anteil der egoistischen Altruisten in Ihrer Organisation? …
In der psychologischen Forschung wurde das Hilfeverhalten von Menschen gegenüber anderen weitreichend untersucht. Viele situationsbedingte Variablen für Hilfeverhalten wurden ausgemacht sowie die Voraussetzungen dafür identifiziert, dass Menschen anderen tatsächlich helfen.
Neben Persönlichkeitsfaktoren und den generellen Fähigkeiten des Helfers/Spenders üben vor allem geltende >> Normen, soziale Vergleichsprozesse, die Einschätzung der Situation (zur Verfügung stehende Informationen), aber auch der Hilfeempfänger selbst Einfluss auf das Helfen aus. Sich empathisch in die Situation des Opfers hineinversetzen zu können, ist ebenfalls wichtig.
Eine Frage ist jedoch bis heute ungeklärt: Mit welchem Ziel wird ein Hilfeverhalten (Spende) getätigt? Also: Warum wird geholfen? Geht es um das Wohl des anderen oder am Ende doch um einen selbst?
Helfen ist immer mit Kosten verbunden (Anstrengung, Zeitaufwand, Geldverlust, Gefahr/Risiko, ggf. Unterbrechung einer Tätigkeit, Hilflosigkeitsgefühl in Anbetracht der Not, Datenabgabe (Spende), Entscheidungsprozesse, mögliche Verpflichtungen, usf.). Doch werden diese Kosten tatsächlich nur aufgebracht, um andere aus einer Notlage zu befreien? Die Anhänger der Altruismus-These sagen: Ja, das kann es geben. Doch auch sie geben zu, dass zumeist Situationsvariablen Einfluss auf das Hilfeverhalten ausüben.
Die meisten Wissenschaftler vertreten dagegen generell die Ansicht, dass es einen „reinen“ Altruismus nicht geben kann. Letztlich sei immer entscheidend, dass (zumindest auf lange Sicht) die zu erwartenden Belohnungen die kurzfristig aufgewendeten Kosten überwiegen müssen. Sie erkennen jedoch dann einen „kalten“ Altruismus an, wenn Hilfeverhalten nicht direkt von außen angestoßen wird (z.B. finanzieller Anreiz, sozialer Druck), sondern innere Prozesse befriedigt (Selbstbildkonformes Verhalten, Reduzierung unangenehmer Gefühle wie Mitleid, Ekel, Entsetzen oder Schuld).
Gerade wenn es um die Einhaltung von sozialen Regeln geht oder man dem eigenen Selbstbild gerecht werden will, stehen den Kosten für das Helfen nicht nur die generell zu erwartenden Belohnungen (Geld, Ansehen, Anerkennung, Selbstlob, Vermeidung von Schuld, Dank des Opfers, innerliche Freude geholfen zu haben, Zugehörigkeitsgefühl) gegenüber, sondern es sind auch die Kosten für den Fall der Nichthilfe abzuwägen: Schuldgefühle, Scham, öffentlicher Tadel, die Angst, selbst Hilfe verwehrt zu bekommen.
Helfen, das kommt immer auch dem Helfer selbst zu Gute. Doch ist das verwerflich?
Die sehr wertende Begriffe „Egoismus“ und „Altruismus“ können die Beziehung zwischen Spender und Spendenempfänger belasten. Dienlicher ist es, von Prozessen des „Gebens“ und „Nehmens“ zu sprechen. Dazu sind beide Seiten in der Lage und begegnen sich somit auf Augenhöhe.
Für die Spenderbindung ist also entscheidend, die unterschiedlichen Motive einer Gabe anzuerkennen und sie nicht zu werten. Überlegen Sie stattdessen: Wo kann ich vom Spender nicht nur nehmen, sondern ihm etwas (zurück)geben – und sei es auch „nur“ seine Hilfe offen anzuerkennen.
GOLDWIND wünscht Ihnen beiderseitiges Geben und Nehmen, das lange anhält und allen Freude macht.
Wenn Sie noch etwas über A wie Anerkennung oder Aktivität der Spender wissen möchten, finden Sie auch außerhalb des Glossars dazu Informationen.